Fakt ist heute leider immer noch: Spezielle wissenschaftliche Untersuchungen zur BowenTherapie, ihren Wirkungen, den dahinter liegenden Wirkmechanismen und den Bedingungen unter denen sie wirksam wird sind rar.
Das liegt u.a. daran, dass Themenfelder, die keine Lobby haben oder die sich nicht so leicht in etablierte Erklärungsmodelle einpassen lassen, schwerlich Forschungsgelder erhalten.
Trotz aller Schwierigkeiten gibt es einige Untersuchungen. Darüber hinaus haben wir das große Glück, dass sich das Thema “Faszien” – nicht zuletzt dank des rührigen Ulmer Forscherteams um Robert Schleip – weltweit zu einem vielbeachteten Forschungsfeld entwickelt hat, welches unser Verständnis des Menschen neu definiert.
Man kann heute folgende wissenschaftlich belegte Aussagen in Zusammenhang mit der BowenTherapie treffen:
- Viele Lokalisationen an denen Bowen Moves angewendet werden, finden sich an Verbindungspunkten von Faszienschlingen, die als strategische Punkte der wirksamen Zugvektoren betrachtet werden können.
- Die Moves werden auf der membranösen Schicht der ‘fascia superficialis’ ausgeführt. Das heißt ein faszialer Wirkmechanismus kann zugrunde gelegt werden.
- Eine Wirkung auf die Ruffini Rezeptoren kann als sehr wahrscheinlich angenommen werden (Scherbewegung quer zur Muskelfaserrichtung), deren Signale auf das ANS wirken. Dies deckt sich damit, dass sich mit der Anwendung der Bowen Therapie häufig eine Regulation des Autonomen Nervensystems beobachten lässt.
- Gleiches gilt für die freien Nervenendigungen, welche für die Wirkung auf die Interozeption zuständig sind. Wobei der Begriff der Interozeption durch die neuere Faszienforschung eine Erweiterung erfährt (s. hierzu unten mehr).
- Guimberteau, J.C, (MD), ein französischer Handchirurg der faszinierende in vivo Filme im Fasziengewebe produziert, hat nachgewiesen, dass Manipulationen über die Haut Wirkung bis in die Muskelzellen erzielen.
Offizielle veröffentlichte Studien bezüglich der Wirkung der BowenTherapie sind selten, aber belegen bislang:
- bei Behandlung der ischiocruralen Muskulatur eine Reduzierung unphysiologisch erhöhter Spannung;
- bei Stress, Verbesserung des subjektiven Zustandes;
- bei ‘Frozen Shoulder’, Reduzierung von Schmerz und Bewegungseinschränkung.
Grundsätzlich versteht man unter Interozeption eine Wahrnehmung des Körpers und seines Zustandes von Innen. Interessanterweise werden die interozeptiven Nervenimpulse – ausschließlich bei Menschen und Primaten in dieser Form – an den Gyrus insularis geleitet. Diese ‘Inselregion’ gehört zum Limbischen System, welchem auch die spezifische menschliche Form des Selbstbewusstseins zugerechnet wird. Die Bedeutung von Körpersignalen und Schmerzintensität werden z.B. in dieser Instanz beurteilt und Parasympathikus und Sympathkus werden von hier aus reguliert. Weiterhin bestehen Beziehungen zu den Spiegelneuronen.
Der affektive Aspekt der Interozeption bezieht sich nicht nur auf die homöostatischen Bedürfnisse des Körpers, sondern auch auf motivatorische Impulse. Interozeptive Impulse führen zu Verhaltensmotivationen zur Erhaltung der physischen Integrität und der phylogenetischen Arterhaltung. Interozeptiven Prozessen wird in der Psychosomatik eine wichtige Bedeutung beigemessen insb. in Zusammenhang mit z.B. essentieller Hypertonie, Angst, Depression, Suchterkrankungen, Reizdarmsyndrom.
Hier noch ein kleiner 3 Minuten Film aus der ARD über Robert Schleips Faszienforschung.